W.D.Gann ist die wahrscheinlich bekannteste Börsen-Legende des 20.Jahrhunderts. Populär wurde er,als er 1912 für das "Ticker-Magazine" ein offenes Traden vornahm,wo unter Aufsicht und nur unter Benutzung eines Bleistiftes und eines Börsentickers 242 Käufe und Verkäufe von Aktien vornahm,von denen 228 mit Gewinn endeten.Das eingesetzte Kapital wurde innerhalb dieser Woche verzehnfacht.
In den späteren Jahren wurde er durch seine bis heute unerreichten Aktien-und Rohstoffprognosen bekannt. So sagte er z.B. nicht nur den Crash von 1929 voraus(als einziger),sondern auch die darauf folgende kurze Erholung und den endgültigen Zusammenbruch des Aktienmarkts im April 1930. Er sagte ebenso,schon 1928,die folgende Weltwirtschaftskrise voraus und auch deren Ende 1933. Noch verblüffender waren seine Einzelvoraussagen,einzelne Aktien und Rohstoffe betreffend. So sagte er z.B. bei der Aktie Pete Mex(mexikanisches Petroleum) sämtliche Wendepunkte auf einen Tag exakt voraus während der ganzen Existenz dieser Firma,bis sie übernommen wurde. Diese Aktie war damals ein so bekanntes Zocker-Papier.
Entsprechend teuer waren seine Börsenprognosen. Sein Aktienbrief kostete damals 1500$ im Jahr zu einer Zeit als man für 500$ eine nagelneuen Ford erhielt und für 2500$ ein Einfamilienhaus. Gann starb 1954 und da er seine Verfahren geheimhielt, hat sich seitdem eine Art "Gann-Industrie" entwickelt, die versucht gegen teures Geld angebliche geheime Gann-Verfahren zu veröffentlichen.
Allgemein haben die Gann-Techniken drei Wurzeln.
Gann war in erster Linie zuerst einmal Techniker,der sehr genau das Kursverhalten und das Verhalten der Masse analysierte. Seine Werke enthalten eine Vielzahl genauer Beobachtungen des Kursverhaltens,die überwiegend auch heute noch für moderne Märkte gültig sind. Besonders arbeitete er mit seinen Widerstands-und Unterstützungszonen,also den Gann-Angles und den Gann-Linien und beobachtete das Verhalten der Kurse an diesen Linien,um zu entscheiden,ob die Bewegung weitergeht oder zurückfallen wird.
Außer den technischen Hilfsmitteln, wie Formationen, Muster usw. verwendete Gann geometrische Analysen, z.B. die oben erwähnten Gann-Angles und Gann-Linien. Über den Ursprung dieser Verfahren ist häufig spekuliert worden, eine klare Antwort gibt es hierauf noch nicht. Einiges spricht aber dafür,daß das was die Gann-Linien angeht, der amerikanische Mathematiker Murrey die Lösung gefunden hat. Was den Ursprung der Gann-Angles angeht, so darf man wohl die folgende Vermutung äußern.
Schließlich verwendete Gann eine Vielzahl von mathematisch-numerologischen Techniken. Diese werden von der heutigen Zeit häufig mißverstanden, in dem Sinne, daß er einfach herumprobiert und zufällige Treffer dann verallgemeinert habe. Dies ist jedoch nicht der Fall. Tatsächlich war Gann seiner Zeit hier weit voraus, in dem er den erst Jahrzehnte nach seinem Tod entdeckten fraktalen Zusammenhang zwischen den einzelnen Naturgebieten auch im Bereich der Börsenkurse feststellte. Die von ihm verwendete Mathematik entstammt z.B. der Harmonielehre, der Physik und der Biologie. Das Harmonie-Lehrbuch von Hans Kayser etwa zeigt die Gültigkeit einer Reihe von Techniken, die auch Gann benutzte, für diesen Bereich auf. Es ist leider nicht mehr im Handel, evtl. findet man es noch in der einen oder anderen Bibliothek. So merkwürdig also die vielen Quadrate und anderen mathematischen Hilfsmittel einem Trader erscheinen mögen, sie lassen sich naturwissenschaftlich begründen. Ein anderes Beispiel ist der 9-5 Zählimpuls, es handelt sich dabei um eine moderne Weiterentwicklung einer älteren Gann-Idee. Mit Hilfe dieses modernen Indikators ist es möglich Preiszyklen(also keine Zeitzyklen) festzustellen und der so gefundene Zyklus funktioniert in fast allen Naturbereichen, nicht nur bei Börsenkursen, auch bei Temperaturschwankungen u.ä.
Diese allgemein bekannten Gann-Verfahren reichen allerdings nicht aus um die Trading-Erfolge und Prognosen von W.D.Gann vollständig erklären zu können. Er muß also noch andere Verfahren benutzt haben. Eine Idee zielt in Richtung Astrologie. Es ist bekannt,daß Gann diese öfters verwendet hat. Dieser Bereich wird unter Astrologie behandelt. Einige Hinweise auf spezielle Gann-Verfahren finden Sie über die Special-Links an der Seite.
Gann verheimlichte seine Verfahren, indem er z.T. bewußt falsche Methoden veröffentlichte. Dies hängt vor allem auch damit zusammen,daß er sich scheute in der Öffentlichkeit seine Methoden darzulegen, da er wußte, daß dies erheblich geschäftsschädigend sein würde. Er beschäftigte in seinem Büro mehrere Mathematiker und Astrologen. Die hier gezeigten Gann-Techniken funktionieren zwar noch heute, erklären aber nicht die Erfolge, die Gann als Trader und als Berater erzielte.
Die meisten Gann-Techniken funktionieren heute ebenso,wie zu Zeiten Ganns oder lassen sich mit einigen Veränderungen an die heutigen Verhältnisse anpassen.Andererseits bieten sie einen gewaltigen Vorsprung vor anderen Tradern,da sie relativ selten benutzt werden und wenn,dann nur in Einzelelementen und nicht sehr professionell.Dies hat folgende Gründe.
Daher sind die Gann-Techniken ungewöhnlich interessant, weil sie eben die Chance bieten, Verfahren anzuwenden, die die Konkurrenten nicht anwenden. Darüberhinaus erwirbt man sich bei der Arbeit mit ihnen eine Reihe von Spezialkenntnissen aufgrund von Lerneffekten und vergrößert so seinen Vorsprung vor den Anderen immer mehr.
Leider bieten viele herkömmliche Software-Programme noch keine Möglichkeiten der vollständigen Nutzung der Gann-Analysen, da das Zoomen, das sie bieten nur sehr ungenau verläuft und aufgrund der benutzten veralteten Programmierplattformen keine wirklichke Proportionalität bietet. Daher sind gerade die komplexeren geometrischen Gann-Verfahren in ihrer praktischen Anwendung stark behindert. Dies führt dann zu den üblichen Kommentaren der Trader, daß diese Verfahren manchmal funktionieren und manchmal nicht. Das übliche Vergrößern, also das Zoomen, führt zu einer Veränderung der Preis/Zeit-Ratio und damit eben zu einer Verzerrung der Charts.
Im Übrigen stellt sich dieses Problem nicht nur bei Gann, sondern auch bei vielen Fibonacci-Techniken, weiterhin auch bei den P&F-Charts, besonders die hier wichtige 45°-Linie bleibt beim Zoomen meist konstant, während sich die Lage, also die Preis/Zeit-Ratio der einzelnen Kästchen ändert, so daß falsche Ergebnisse zustandekommen.
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