Gann gliederte zunächst den Jahreslauf nach astrologischen Kriterien, also faßte die 365 Tage analog den 360° das Horoskopkreises auf und unterteilte sie nach Aspekten. So gewann er die "Seasonal Times".
Darüberhinaus erscheinen die so erhaltenen Rhythmen zyklisch unabhängig vom Jahreslauf, d.h. etwa die Opposition, also 180°, entsprechen etwa 182 Tagen, ist auch ein wichtiger Zyklus in den meisten Märkten, z.B. auch dem Dollar, unabhängig vom Jahreslauf, d.h. gezählt von einem Top oder einem Boden.
Überträgt man die Aspekt-Teilung des Kreises auf den Jahreslauf, setzt also die 360° gleich mit den 365 Tagen, so erhält man folgende Reihe, die sehr gut bei Zeitzählungen funktioniert beim S&P: 3; 5,82; 11,82; 22,5; 45; 91; 137; 182; 228; 272; 319; 365; 410; 456.
Aus verschiedenen Quellen entwickelt er noch andere Zahlen: 7 Wochen bzw. 49 Tage; 42-45 Tage; 90-98 Tage; sowie 30 Kalendertage und deren Mehrfache.
Bei den Jahren sind vor allem die Jahre 1, 2 und 3 wichtig, bei den Monaten vor allem die Vielfachen von 6: 18,24,30,36,42,48,usw. Bei den Monaten innerhalb des Jahres die Zahlen 3, 4, 6, 7, 10 und 11. Zwölf Monate wären ein Anniversary Date.
Teilt man die Tage auf 360° um, dann würden die wichtigen Winkel fallen auf 45 Tage = 6 1/2 Wochen; 90 - 92 Tage = 13 Wochen; 120 Tage = 17 Wochen; 135 - 138 Tage = 19 1/2 Wochen; 180 Tage = 26 Wochen; 225 Tage = 32 1/2 Wochen; 240 Tage = 35 Wochen; 270 Tage = 39 Wochen und schließlich 315 - 318 Tage = 45 1/2 Wochen; 360 - 364 Tage = 52 Wochen.
Die Quartalsregel von Gann besagt, daß man Hoch und Tief des jeweils vergangenen Quartals berechnet und mit dem Trend geht, wenn im laufenden Quartal das Hoch oder Tief herausgenommen wird, allerdings nur wenn dies mit einer Trendwende einhergeht, d.h. wenn etwa dritten Quartal, z.B. im Juli, das Hoch des zweiten Quartals herausgenommen wird, ist dies dann ein bullishes Signal, wenn zwischen diesen beiden Terminen eine Abwärtskorrektur stattgefunden hat oder zumindest eine Seitwärtsbewegung.
Es empfiehlt sich, diese Regel nur auf Wochensignale anzuwenden, da ansonsten einzelne Ereignisse, wie z.B. die Gorbatschow-Krise, auf Tages-Charts Fehlsignale auslösen würden.
Die empirischen Untersuchungen von Lang zeigen, daß es sich beim Dax um die sicherste Börsenregel handelt, da kaum Fehlsignale auftreten und die Whip Saws sozusagen automatisch beseitigt sind aufgrund der großen Spanne von durchschnittlich 10% zwischen Hoch und Tief.
Allerdings ist es nicht die ertragreichste Regel, da der Markteintritt relativ spät eintritt, das ganze Verfahren ist eben prozyklisch. Man kann es jedoch auch antizyklisch anwenden, hier wartet man nicht auf ein Kaufsignal, sondern geht in dem Quartal in den Markt, das auf das Quartal folgt, in dem das letzte der fünf großen Industrieländer(USA,Japan,D,GB,F) nach Maßgabe der Gann\'schen Regel ein Verkaufssignal gegeben hat.
Erfahrungsgemäß dauern Bärenmärkte so kurz, daß nach dem letzten Einschwenken nach unten das Kaufen sich wieder lohnt. Diese Regel ist ertragreicher, allerdings nicht ganz so sicher, wie die obige. Das Ganze funktioniert auch nur am Boden.
Beim Dax traten bisher Fehlsignale ausschließlich dann auf, falls bei beiden Varianten die Signale gegen den Zinstrend gerichtet waren, z.B. im November 1973 bei der ersten Ölkrise. Alle bisherigen Fehlsignale ließen sich herausfiltern, wenn man das Verfahren nur dann benutzt, wenn es mit dem Zinstrend in Übereinstimmung steht.
Weiterhin kann man das Verfahren auch auf den Zins selbst anwenden, es funktioniert hier sehr gut und ist ein sehr sicherer langfristiger Indikator für die Zinsentwicklung.
De facto ist der Jahres-Chart schon ein saisonaler Chart. Gann berechnete jedoch nicht, wie üblich die saisonalen Schwankungen in Dollars, sondern beschränkte sich rein auf die Zeitanalyse, also auf den optischen Vergleich.
Dabei berücksichtigte er auch den 10-Jahres-Rhythmus, verglich also nur Jahre mit derselben Endzahl, also z.B. alle Jahre,die auf 7 enden miteinander, alle Jahre,die auf 5 enden usw.
Weiterhin berücksichtigte er die jeweilige Preishöhe, er gibt z.B. die saisonale Prognose nach Gann, daß Sojabohnen mit Liefertermin November nach dem 23.7. schwächeln, dann ist dieser Hinweis nur zu gebrauchen, wenn sich der Markt auch auf einem relativ hohen Niveau befindet usw.
Das Winterviertel beginnt mit dem 22.9. und fünfzehn Tage danach finden wir den 5. und 6.1., deren Bedeutung für die Jahresprognose Gann hervorgehoben hat. In diesem Rhythmus führte Gann die folgenden Daten an:
22.12.
5. bis 6.1.
5.2.
1.3.
6.5.
22.6.
7.7.
8.8.
23.9.
8.11.
Eine Reihe der Daten sind jeweils 30° voneinander entfernt,die Daten sind auch besonders wichtig für den Nasdaq.
Gann benutzte die zyklischen Daten natürlich nicht allein, sondern im Rahmen mit anderen Verfahren.
Es gibt sie auch innerhalb eines Monats, so gibt es bestimmte Tage im Monat, wo Wendepunkte deutlich erhöht sind: 6. und 7.; 9. und 10.; 14. und 15.; 19. und 20.; 23. und 24.; 29.-31.
Das Grundverfahren besteht darin beginnend mit dem Frühlingspunkt das Jahr in vier Saisons aufzuteilen von denen noch zusätzlich die Halbpunkte berechnet werden. Man erhält so als wichtigste Daten 21.3.; 5.5.; 21.6.; 5.8.; 21.9.; 5.11.; 21.12. und 4.2.
Durch weitere Teilung erhält man dann die folgenden Zahlen: 5.4.; 20.4.; 21.5.; 6.6.; 5.7.; 23.7.; 20.8;. 4.9.; 6.10.; 21.10.; 22.11.; 7.12.; 6.1.; 20.1.; 19.2.; 6.3.
In den letzten Jahren stellt man bei Wendepunkten fest, daß hier wie auch bei den Zeitzählungen die Wendepunkte die Tendenz haben schon etwas früher aufzutreten. Dies hängt vermutlich damit zusammen, daß in den letzten Jahren das Gann-Traden ziemlich populär geworden ist.
Gann war grundsätzlich der Ansicht, daß es wichtig sei, wenn das Hoch oder Tief eines Quartals überschritten wird, besonders das des ersten Quartals im Jahr.
Darüberhinaus benutzte er den Quartalsvergleich hauptsächlich für Trendwenden. Befinden wir uns z.B. im Juli, also im dritten Quartal, dann achtet man auf das Vorquartal, also auf das zweite, ein wichtiges Kaufsignal ergibt sich jetzt, wenn
Umgekehrt ergeben sich wichtige Verkaufssignale, wenn der Tiefstpunkt des Vorquartals herausgenommen wird und zuvor ein Aufwärtstrend bestand.
Gann stellte als erster die merkwürdige Tatsache fest,daß es nicht nur saisonale Muster in den Märkten gibt, sondern daß sich häufig sogar die Daten einer Wende im nächsten oder im folgenden wiederholen.
Die sicherste Aussage,die sich mit den Wiederholungsdaten treffen läßt,ist die, daß wichtige und größere Wendepunkte fast immer,zumindest in der Nähe,eines solchen Wiederholungsdatums liegen werden.
Die große Mehrzahl derjenigen,die die Wiederholungsdaten anzuwenden versuchen,scheitern,weil sie exakte Wiederholungen erwarten,die es so gut,wie niemals gibt.Ein anderes Problem bei der Anwendung besteht darin,daß man das ja in jedem Monat machen kann und nicht nur mit einem Zyklus,sondern mit mehreren.Man muß sich also klar machen,daß man grundsätzlich die Zyklusanalyse nur im Vorfeld des Tradens anwendet,im konkreten Traden entscheidet der Trend.
Im übrigen ist es häufig sinnvoller und besser für das exakte Timing,statt der Tage,die Grad-Zahlen der Sonne zu benutzen.