Gann benutzte den Begriff "Squaring" in unterschiedlicher Bedeutung. Grundsätzlich ist Gann der Ansicht, daß bei jeder Begegnung des Preises mit einer Gann-Linie oder einem Gann-Angle oder der Aktivierung eines wichtigen Punktes in einem Gann-Quadrat, ein solches Squaring, also Kreuzen von Raum und Zeit, stattfindet. Daneben gibt es noch drei direkte Verfahren der Umrechnung von Preis und Zeit. Im folgenden Verfahren müssen bei einigen Märkten Anpassungen vorgenommen werden, bei Devisen z.B. 600 Ticks in 60 Tagen statt in 600 oder 26,4 Punkte könnte man in 264 Wochen umrechnen usw., also jeweils die Dezimalen ändern. Wichtig ist auch, daß man sowohl mit Kalender-als auch mit Handelstagen arbeitet auf den Tages-Charts.
Gann spricht hier nicht von Sqare, sondern vom Angleichen von Zeit und Preis. Man prüft hier einfach, ob in einer bestimmten Anzahl von Bars eine ebenso hohe Anzahl von Preispunkten gemacht wird. Ist dies geschehen, dann sind Preis und Zeit angeglichen und man erwartet einen Trendwechsel.
Nehmen wir als Beispiel, der S&P habe nach einem Boden 40 Punkte in 40 Tagen oder Wochen gemacht. Das Verfahren funktioniert auch mit Zehnerpotenzen. Nehmen wir z.B. an, der SFR macht sechs Punkte in sechzig Tagen von einem Top aus.
Hier geht man von einem Top oder Boden aus und projiziert diesen Preis auf die Zeitachse, um einen Wendepunkt zu erhalten. Nehmen wir z.B. an, der S&P hätte bei 340 ein Top, so geht man 340 Tage oder Wochen in die Zukunft.
Das Verfahren funktioniert nur bei strukturell bedeutenden Hochs oder Tiefs, diese kommen nicht sehr häufig vor, auf Tages-Charts z.B. nur ein-bis zweimal im Jahr.
Dieses Verfahren funktioniert besonders gut auf Wochenbars, man geht von einer Range zwischen Hoch und Tief aus, sie wird dann in Wochen umgewandelt und in die Zukunft projiziert. Hatte der Kurs etwa 400 Punkte gemacht, so geht man 400 Wochen in die Zukunft.
Auch wenn man so ein Rechteck erhält, handelt es sich mathematisch gesehen um ein Quadrat. Nun werden beide Seiten des Quadrats, also sowohl Zeit als auch Raum in jeweils acht Teile geteilt, also 50 Punkte und 50 Wochen. Man erhält so eine Reihe von Schnittpunkten, die sehr wichtig sein werden.
Allerdings ist es so, daß die Teilung der Zeit bessere Ergebnisse liefert als die Teilung des Preises. Duffy empfiehlt daher, zusätzlich die Fibonacci-Retracements hierzu einzusetzen. Ein weiterer Punkt besteht darin, daß man gleichzeitig Gann-Spiegel häufig entdeckt, wenn die ersten zwei oder drei Teilungen gute Ergebnisse bringen.
Im Prinzip wird mit diesen Zahlen genauso gearbeitet, wie mit den Counts bei Fibonacci.
Zu jedem wichtigen Top oder Boden zählt man ungefähr 50 Tage hinzu(49-52)und erhält so einen Punkt, an dem besonders wichtige Reaktionen stattfinden. Manchmal geschieht dies schon am 45. Tag. Verbindet man diese beiden Zahlen, so erhält man in Fortführung folgende Reihe: 90-98 Tage,120-135 Tage usw.
Weiterhin ist auch die 30-Tage-Reihe wichtig. Man nimmt also den 30.,60. oder 90. Tag nach einer Boden-oder Topbildung. Am wichtigsten in dieser Reihe ist der 180.Tag,also das halbe Jahr, weil hier die wichtigsten Wenden stattfinden. Wichtig ist ferner der 270. und 330. Tag.
Grundsätzlich ergeben sich die Zeitreihen im wesentlichen aus der Teilung des Kreises von 360°, die 30er-Reihe z.B. aus der 12er-Teilung. Außerdem benutzt er noch eine Teilung durch 8, die mit 45° beginnt. Hierbei gibt es jedoch häufig Überschneidungen, da z.B. 3*30 ebensoviel ist, wie 2*45. Außerdem ist noch die Hälfte der Zahlen relevant, besonders die 15. Überdies haben nicht alle Zahlen die gleiche Bedeutung. Nimmt man sowohl die 45-Reihe und die 30er-Reihe zusammen, so sind vor allem die folgenden Zahlen wichtig:15,30,45,60,90, 180,270,360. Bei 45 ist allerdings zu bedenken, daß sie in die sogenannte Todeszone fällt, also noch aus einem anderen Grund wichtig ist. Meist ist im übrigen zu einem Zeitpunkt nur eine der Reihen wichtig, entweder die 45er-oder die 30er.
Besonders bei Rohstoffen finder man immer wieder die typische Erscheinung, daß der Kurs in einem Bullenmarkt rund 7 Wochen sinkt, dann eine Seitwärtsbewegung von 2-3 Wochen macht, um dann wieder zu steigen. Ähnlich im umgekehrten Sinn bei Bärenmärkten.
Jeder Markt hat einen bestimmten Rhythmus, in dem er zwischen Trendphasen und Seitwärtsbewegungen wechselt. Es ist nützlich, die jeweiligen Durchschnittswerte historisch zu ermitteln.
Erstaunlich oft ereignen sich Kurswenden an bestimmten Monatsdaten. Hier sind die folgenden Daten zu beachten:
6. und 7.
9. und 10.
14. und 15.
19. und 20.
23. und 24.
29., 30. und 31.
Die Todeszone liegt bei Rohstoffen zwischen dem 45. und 49.Bar, bei Aktien zwischen dem 90. und 99. Das Verfahren funktionert auch auf Stundencharts, aber selten auf kleineren Intraday-Charts.
Wichtig ist, daß die Zählung der Bars nur ununterbrochene Bewegungen berücksichtigt. Macht z.B. eine Aktie bei 15 einen Boden, um dann auf 25 zu steigen, korrigiert jetzt auf 20 und beginnt, wieder zu steigen, so zählt man von dem Bar aus, der bei 20 einen Boden gebildet hat und nicht etwa von dem bei 15.
Gelgentlich kommt es vor, daß Rohstoffe in ihrer Todeszone nicht reagieren sondern erst in der von Aktien. Noch häufiger ist der Fall, daß Aktien in der kürzeren Zeitperiode reagieren, also zwischen dem 45. und 49., besonders dann, wenn ein scharfer Trend vorliegt.
Die Zahl 49 ist sehr wichtig als Quadratzahl, sie markiert häufig wichtige Wendepunkte. Diese treten meist zwischen dem 49. und dem 52. Tag auf, allerdings treten auch zwischen dem 42. und dem 45. Tag häufig Wendepunkte auf, häufig ist es dann so, daß die Wende dort beginnt und sich ab dem 49. beschleunigt. Dies hängt damit zusammen, daß 45 Tage ein Achtel des Jahres sind. Hieraus ergeben sich weitere wichtige Trendwendetage zwischen dem 90. und 98. und dem 120. bis 135.Tag.
Bei allen Zeitangaben ist zu bedenken, daß mit echten Trendwenden natürlich nur zu rechnen ist, wenn auch ein echter Trend vorlag, d.h. beim Startpunkt des Zählens ein kräftiger Move einsetzte.
Dies ist ein interessantes Verfahren zur Aufdeckung von zusammengesetzten Zyklen, also Zyklen, die entstehen durch Überschneidungen von verschiedenen anderen Zyklen. Für diese ist es typisch,daß sie nur einige Zeit im Markt bleiben und dann wieder verschwinden. Gleichzeitig nutzt der Gann-Spiegel auch die allgemeine Tendenz der Märkte aus zur Symmetrie, vertritt also einen ähnlichen Ansatz wie der Measured Move.
Man zählt die Zahl der Bars zwischen zwei bedeutenden Wendepunkten ab(strukturell bedeutend,es kann sich auch um 5-Minuten-Charts handeln). Diese Zahl wird in die Zukunft projiziiert. Es ist egal,ob wir von zwei Hochs, zwei Tiefs oder von einem Hoch und einem Tief ausgehen.
In den meisten Fällen wird sich jetzt zum Zeitpunkt des prognostizierten Bars kein Trendwechsel ergeben. Dies zeigt dann,daß eben kein unechter Zyklus im Markt ist.
Ereignet sich aber an dem prognostizierten Tag oder Bar ein Trendwechsel, so besteht jetzt eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß, wenn wir das Verfahren wiederholen, sich noch einmal ein Trendwechsel ereignen wird. Der Grund: Es ist relativ selten, daß sich ein Zeitzyklus nur zweimal wiederholt, normaler- weise drei-bis viermal oder öfter.
Die Technik läßt sich sehr gut verbinden mit der Fibonacci-Zeitanalyse und funktioniert in allen Zeitrahmen, auch beim Daytraden. Benutzt man Tages-Charts, sollte man sowohl mit Kalender-als auch mit Trading-Tagen arbeiten.
Zunächst ergeben sich bei den meisten Märkten die sogenannten natürlichen Zyklen aus der Teilung des 360°-Kreises.Dabei ist für Einzelaktien etwas mehr als drei Wochen der wichtigste Zyklus,übrigens auch für die meisten Futures.Für den Aktienindex ist dies das Doppelte 6 1/2 Wochen.Letzteres ist übrigens die Hälfte von 90 Tagen.
Dies ist der sogenannte Grundtakt,man kann ihn ausnützen,in dem man z.B. davon ausgeht,daß ein Trend,der länger als 3 1/4 Wochen dauert,mindestens 6 1/2 anhalten wird.Besonders günstig ist die Situation bei einer Gewinnüberraschung.Man wartet hier beim Kursanstieg auf die erste Korrektur von 3 1/4 Wochen,meist beginnt danach noch ein stärkerer Anstieg.Weiterhin kann man 90 Tage zur praktischen Grenze bei der Definition eines Bullen-oder Bärenmarktes benutzen.
Eine andere Anwendung dieser allgemeinverbindlichen Regel besteht darin,daß in mehr als 90% der Fälle eine Gegenbewegung gegen den Trend 6 Wochen,max. aber 90 Tage dauert.Die grundlegende Definition eines Bärenmarktes besteht darin,daß der Kurs ein altes Tief gebrochen hat,das mindestens 3 Monate zurücklag.
Will man z.B. eine Aktie shorten,dann sollte man solche selektieren,die seit 90 Tagen kein Hoch mehr gesehen haben und gleichzeitig unter einem Tief sich befinden,das 90 Tage alt ist.Man kann dann sicher sein,daß die Aktie sich in einem längerfristigen Abwärtstrend befindet.
Der ideale Zeitpunkt,um in einen Bullentrend einzusteigen ist nach einer Korrektur,die 6 Wochen gedauert hat,wo aber die Preise nach wie vor deutlich über dem Niveau sind,daß sie 90 Tage zuvor hatten.Es wird also nur der letzte Anstieg korrigiert,besonders starke Aktien verweilen jahrelang in einem Aufwärtstrend ohne je eine Korrektur von mehr als 6 1/2 Wochen zu machen.
Die zweiten Zyklen ergeben sich daraus,daß sich spezifische Zeitzyklen der Aktie oder des Marktes im Preis ausdrücken.Wurde ein endgültiger Top z.B. oder auch ein Boden bei 50$ gemacht,so ist 50 ein dominanter Zyklus in jeder Zeiteinheit.Das gleiche gilt für Teilungen der 50 mit Hilfe der Numerologie,auf jeden Fall wird man hier Wendepunkte finden.
Eine andere praktische Anwendung besteht darin,daß man die Bars zählt bis man einen Betrag erreicht,der dem gerade laufenden Preis entspricht und man dann ein Reversal erwartet.
Ein weiterer Punkt sind die Quadratzahlen beginnend mit 4.Sie funktionieren besonders gut auf Wochencharts.Die Quadratzahlen wurden auch HIER erläutert.
Klappt man den letzten Bar eines Moves,also den Wendebar,seitwärts,überträgt also man seine Länge auf die x-Achse,so zeigt er auf einen weiteren Wendepunkt.Häufig,aber nicht immer,funktioniert dies noch einige Wende weiter,es ergibt sich hier also ein vierter Zyklustyp,der mit dem folgenden Prinzip des Zusammenhangs zwischen Seitwärts-und Trendbewegung zu tun hat.
Natürlich funktioniert dies nur,wenn nach den üblichen Gann-Regeln eine 1*1-Zuordnung vorhanden ist zwischen Zeit und Preis, also zwischen X-und Y-Achse.
Man benutzt die Wendebars nach demselben Prinzip,wie die Measured Moves.
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